Silbernes Happyend einer verrückten WM-Geschichte!

03.09.2017 22:21

Und dabei fing alles ganz und gar nicht verheißungsvoll an. Mit einer für die Leichtathletik-EM in diesem Jahr endlich mal verletzungsfrei und dadurch richtig gut aufgebauten Laufform ausgestattet, hab ich mich so richtig auf die Berglauf-WM gefreut. Nicht nur, weil Berglauf ja meine Spezialdisziplin ist, sondern vor allem auch, weil das Streckenprofil (praktisch keine Bergab-Passagen), die Länge (knapp 10km) und die Höhendifferenz (von ca. 600m) geradezu wie für mich gemacht waren. Alles schien perfekt und dann das: Drei Wochen vor der WM haut es wieder mal die Bandscheibe raus. Statt alles perfekt nun alles aus? Erfahrungsgemäß erholt man sich in drei Wochen nicht so weit, um wieder Laufen zu können, aber dank der Physios und Orthopäden gelang es diesmal und ich hab mich entschieden den Trip in die Slowakei doch nicht abzusagen.

Doch damit nicht genug der Unwegbarkeiten im Vorfeld der WM. Zur geplanten Boardingzeit am Flughafen in Stuttgart wurde uns Passagieren labidar mitgeteilt, dass wir nicht boarden können, aus dem ärgerlichen, aber durchaus einleuchtenden Grund, dass das Flugzeug gar nicht da ist. Irgendwann war es dann da, was man aber dummerweise von der Crew nicht behaupten konnte. Ebenfalls einleuchtend, dass dann auch bei vorhandenem Flugzeug kein Boarding möglich war.

Stunden später waren die Probleme dann gelöst und wir konnten einsteigen, was natürlich noch lange nicht heißt, dass das auch für's Starten galt, denn als alle saßen, kam der nächste, ja Ihr ahnt es, einleuchtende Grund. Diesmal ein Gewitter über Wien, so dass das Flugzeug gleich am Boden blieb, übrigens im krassen Gegensatz zu mir, denn ich war längst an die Decke gegangen. Musste ich doch bis spätestens um 18.00 Uhr in Wien sein, um eine Chance zu haben per Shuttlebus noch am selben Tag weiter zum Veranstaltungsort "Pruske" zu gelangen, mir also keine vielstündigen Verspätungen leisten konnte, wenn ich überhaupt beim Lauf starten wollte. Mittlerweile war es 16:45 Uhr und wir standen immer noch in Stuttgart. Also doch wieder alles aus?

So langsam machte sich bei mir der Gedanke breit, dass irgendeine höhere Macht mit allen Mitteln versucht, mich an der Slowakei-Reise zu hindern, aber da ein fortschrittlicher wissenschaftsorientierter moderner Mensch natürlich nicht an einen solchen Humbug glaubt, habe ich diesen Gedanken auch gleich wieder verworfen :-).

Dann ging's endlich los und ich bin letztlich auf die Minute genau pünktlich aus dem Wiener-Flughafen raus und zum Abfahrtspunkt des Shuttlebusses gesprintet.

Geschafft? Denkste! Da kam er wieder, der Gedanke an die höhere Macht - kein Shuttle weit und breit und da sich dieser durchaus unschöne Zustand auch nach einer Stunde sowie mehreren vergeblichen Versuchen, die Organisatoren, die den Bus eigentlich hätten herschicken sollen, per Mail und telefonisch zu kontaktieren, nicht merklich verbessert hat, musste eine andere Lösung her:

1. Mietwagen: scheiße, Führerschein vergessen 

2. Fernbus nach Bratislava und von dort irgendwie weiter: Bus schon voll

3. Zug nach Bratislava: Bhf. am Flughafen wegen Polizeiaktion gesperrt

Die höhere Macht, an deren Existenz ich mittlerweile jegliche Zweifel verloren hatte, zog jetzt wirklich alle Register und mir gingen langsam die Ideen aus.

Aber dann passierte etwas, mit dem die dunkle Seite der Macht nicht gerechnet hatte. Alec, ein Brite, der exakt dasselbe Problem hatte wie ich und mit dem ich mittlerweile verständlicherweise schon gut befreundet war, konnte über 17 Ecken einen Kumpel aktivieren, der uns abgeholt und nach Pruske gebracht hat - die dunkle höhere Macht war besiegt! :-)

Und am nächsten Tag ging's dann tatsächlich doch los und wie. An einem persönlichen absoluten Sahnetag kann man Vieles erreichen. Auch einen 6. Platz in der Einzelwertung einer Weltmeisterschaft, selbstredend das beste Ergebnis, das ich jemals zustande gebracht habe, in Verbindung mit der Silber-Medaille im Team der AK45. Völlig überraschend, nicht nur für mich, wie man mir später mehrfach offerierte, ließ ich dabei sämtliche deutschen Teilnehmer hinter mir. Was für ein unvergesslicherTag!!!

Und wieder einmal die Bestätigung, dass scheinbar Unmögliches eben doch realisierbar ist, wenn höhere Mächte ihren Widerstand gegen einen aufgeben :-)

An den Gedanken, mich seit gestern Vize-Weltmeister nennen zu dürfen, muss ich mich erst noch gewöhnen, aber keine Angst, Ihr nicht. Ihr dürft, großherzig, wie man mich kennt :-), auch weiterhin Heiko, Schnitz oder Glaine sagen :-).

Glückliche Grüße und bis demnächst

Heiko

  

Aber damit nicht genug der Unwegbarkeiten im Vorfeld der WM. 
Zur geplanten Boardingzeit am Flughafen in Stuttgart wurde uns Passagieren labidar mitgeteilt, dass wir nicht boarden können, aus dem ärgerlichen, aber durchaus einleuchtenden Grund, dass das Flugzeug gar nicht da ist. Irgendwann war es dann da, was man aber dummerweise von der Crew nicht behaupten konnte. Ebenfalls einleuchtend, dass dann auch bei vorhandenem Flugzeug kein Boarding möglich war.
Stunden später waren die Probleme dann gelöst und wir konnten einsteigen, was natürlich noch lange nicht heißt, dass das auch für's Starten galt, denn als alle saßen, kam der nächste, ja Ihr ahnt es, einleuchtende Grund. Diesmal ein Gewitter über Wien, so dass das Flugzeug gleich am Boden blieb, übrigens im krassen Gegensatz zu mir, denn ich war längst an die Decke gegangen. Musste ich doch bis spätestens um 18.00 Uhr in Wien sein, um eine Chance zu haben per Shuttlebus noch am selben Tag weiter zum Veranstaltungsort "Pruske" zu gelangen, mir also keine vielstündigen Verspätungen leisten konnte, wenn ich überhaupt beim Lauf starten wollte. Mittlerweile war es 16:45 Uhr und wir standen immer noch in Stuttgart. Also doch wieder alles aus?
So langsam machte sich bei mir der Gedanke breit, dass irgendeine höhere Macht mit allen Mitteln versucht, mich an der Slowakei-Reise zu hindern, aber da ein fortschrittlicher wissenschaftsorientierter moderner Mensch natürlich nicht an einen solchen Humbug glaubt, habe ich diesen Gedanken auch gleich wieder verworfen :-).